Paediatricum Nord
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Oecotrophologie

Häufigste Indikationen: Atopisches Ekzem und Nahrungsmittelallergie bzw. Nahrungsmittelintolleranzen in drei Altersgruppen a. Säuglinge und Kleinkinder ab. 1. bis 24. Lebensmonat (70%) b. Kinder ab 2. Lebensjahr (20%) c. Jugendliche und Erwachsene (10%) Weitere Indikationen - Nahrungsmittelassoziierte Hauterkrankungen - Adipositas, Diabetes mellitus, - Hyperlipoproteinämie - Hypertonie - Gicht - Herz-, Leber-, Pankreas- und Niereninsuffizienz Nahrungsmittelassoziierte Gastro-Enterologische Erkrankungen - Osteoporose - Rheuma - Tumorkachexie Allergien/Unverträglichkeiten Nahrungsmittelallergien sind ein großes Problem im Alltag, jedoch besteht oft ein Missverhältnis zwischen vermuteter und tatsächlich nachweisbarer Allergie. Allergien gehören zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten und müssen von Enzymdefekten abgegrenzt werden. Das ist häufig schwer, denn die Symptome sind ähnlich. Manchmal stecken hinter der Unverträglichkeit kein allergologischer Mechanismus, sondern eine Histamin- oder andere Intoleranzen (Pseudoallergien). Allergien können sich z. B. in den Atemwegen, an der Haut oder im Magen-Darmtrakt äußern. Bei Symptomen wie Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen ist die Diagnostik oft kompliziert. Die Allergien im Magen-Darmtrakt lassen sich durch die gängigen Test nicht immer nachweisen und andere Magen-Darmerkrankungen verursachen ähnliche Beschwerden. Eine ausführliche Diagnostik beginnt mit einer Anamnese, bei der das Führen eines Symptom- und Nahrungsmitteltagebuches zu empfehlen ist, welches den zeitlichen Zusammenhang von Nahrungsmitteln und Unverträglichkeitsreaktionen erfasst. Blut- und Hautuntersuchungen sind wichtige Bestandteile der Allergiediagnostik, aber nicht immer eindeutig. Ein positives Testergebnis muss nicht immer heißen, dass die Allergie auch wirklich klinisch relevant ist, das heißt dass der Patient vielleicht gar keine Symptome hat, er ist nur „stumm sensibilisiert“. Manchmal lassen sich die Allergien mit den gängigen Tests dagegen nicht nachweisen. Aus diesem Grund sind diagnostische Diäten ein wichtiger Bestandteil der Allergiediagnostik. Wer sich hundertprozentig sicher sein will, kann bei spezialisierten Praxen oder Kliniken einen Provokationstest machen, der Goldstandard der Diagnostik. Das macht vor allem bei Kindern Sinn, um gesundheitsgefährdende Auslassdiäten zu vermeiden (Allergien auf der Spur). Viele Nahrungsmittelallergien, die im Kindesalter auftreten, verschwinden oft im Erwachsenenalter. Anders verhält es sich dagegen mit den Pollenallergien, die in den letzten Jahren zugenommen haben. Experten erwarten einen Anstieg der Lebensmittelallergien durch immunologische Kreuzreaktionen (z. B. birken- und beifußpollenassoziierte Nahrungsmittelallergie). Seit einiger Zeit bieten verschiedene Hersteller sogenannte IgG-Tests an, die beim Aufdecken von Unverträglichkeiten und gegen Übergewicht helfen sollen. Allergie-Experten sprechen sich gegen diese Tests aus, da nahrungsspezifische IgG-Antikörper physiologisch auch bei Gesunden oder einer Reihe von entzündlichen Darmerkrankungen angetroffen werden. IgG-Antikörper, so die Experten, zeigen nur, dass sich das Immunsystem mit einer Substanz auseinandersetzt. Magen- und Darmerkrankungen Wenn man sich die vielen Ursachen der relativ ähnlichen Symptome im Magen-Darmtrakt anschaut, wird klar wie wichtig eine ordentliche Diagnostik ist. Die Zusammenarbeit des Arztes mit einer Ökotrophologin ist hier hilfreich, z. B. durch Ernährungs-Symptomtagebücher, die der Patient unter Anleitung führt. An eine Laktoseintoleranz wird bei häufigen Durchfällen immer schnell gedacht, aber dass manche Personen auch heftige Bauchschmerzen und Blähungen nach dem Verzehr von Obst und fruchtzuckerhaltigen/zuckerhaltigen Speisen bekommen, ist noch relativ unbekannt und oft wird fälschlicherweise die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt. Viele Magen-Darmerkrankungen haben die gleichen Symptome wie Durchfälle, Blähungen, Völlegefühl oder Schmerzen. Bei der Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) führt ein Mangel an dem Enzym Laktase, welches den Milchzucker (Laktose) im Körper spaltet, zu einer Unverträglichkeit des Milchzuckers (Laktoseintoleranz). Der Milchzucker gelangt unverdaut in untere Darmabschnitte und führt zu Symptomen wie Durchfällen, Blähungen, Sodbrennen und Krämpfen. Sie wird mit einer laktosefreien oder –armen Diät behandelt. Anders ist bei der Fruktosemalabsorption (Fruchtzucker-unverträglichkeit). Bei dieser Art Unverträglichkeit ist der „aktive” Aufnahmeprozess der Fruktose aus dem Darm gestört, so dass Fruktose nur unvollständig aus dem Dünndarm aufgenommen wird. Der nicht verdaute Zucker gelangt in den Dickdarm. Dort lebende Bakterien vergären den Zucker, die dabei entstehenden Stoffwechselprodukte verursachen Blähungen und Bauchschmerzen, manchmal auch Durchfall. Nicht verwechselt werden darf diese Störung mit dem seltenen Krankheitsbild der sog. hereditären Fruktoseintoleranz (HFI), die andere Krankheitserscheinungen hat und eine andere Diät erfordert. Sowohl die Fruktosemalabsorption als auch die Laktoseintoleranz führen bei Diätfehlern nicht zur Schädigung des Darms. Die Diagnose erfolgt mit Blut- oder Atemtests. Ganz anders ist die Zöliakie (glutensensitive Enteropathie). Das im Weizenmehl enthaltene Klebereiweiß Gliadin (Gluten) und andere Weizenderivate in Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern, Kamut, Einkorn, Urkorn, Emer und Triticale führen zu einer Schädigung der Dünndarm-Schleimhaut. Hafer ist nach neuesten Erkenntnissen kein Problem, wegen Verunreinigungen mit anderen Getreiden wird aber trotzdem empfohlen, den Hafer zu meiden. Die Funktion des Dünndarmes wird deutlich beeinträchtigt, die Aufnahme von Nahrungsstoffen gestört. Folge sind Mangelzustände und Durchfälle sowie Wachstumsstörungen im Kindesalter. Bei Erwachsenen treten häufiger auch asymptomatische Formen auf, die sich z. B. nur durch eine verminderte Aufnahme von Nährstoffen, z. B. einer Eisenmangelanämie zeigen. Die Diagnostik erfolgt mit Antikörpertests im Blut und einer Darmspiegelung. Ein guter Ernährungszustand bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) beeinflusst den Verlauf sowie die Lebensqualität der Patienten erheblich. Die Ursachen sind bis heute nicht gänzlich erforscht, und die Erkrankung verläuft individuell sehr verschieden. Generelle Verbote sind nicht sinnvoll, zumal sowieso schon häufig Nährstoffmängel auftreten, welche den Patienten mehr schwächen können als die Erkrankung selbst. So ist eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung Hauptpfeiler der Ernährungstherapie, die Folgeerkrankungen wie zum Beispiel die Osteoporose vermeiden hilft. Entgegen früherer Annahmen besteht keine verstärkte Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien bei Patienten mit CED. Dagegen können Kohlenhydratintoleranzen, z. B. auf Milch- oder Fruchtzucker im Rahmen einer starken Dünndarmbeteiligung bei Morbus Crohn auftreten. Bei der Ernährung des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa sollte immer das aktuelle Krankheitsstadium (akute Entzündung oder beschwerdefreie Zeit) berücksichtigt werden. In der akuten Entzündung kann die Ernährung die medizinische Behandlung der Entzündung unterstützen und den Ernährungsstatus erhalten. In der Remissionsphase (beschwerdefreie Zeit) trägt eine gesunde Ernährung zur Stärkung des Körpers bei und hilft neue Schübe vorzubeugen. Eine häufig gestellte Diagnose, weil nichts gefunden wird, ist der Reizdarm (Colon irritable). Dies sind funktionelle Beschwerden im Magen-/Darmbereich ohne organische Ursache. Als Ursache werden einerseits Motilitätsstörungen angenommen, das heißt dass der Weitertransport der Nahrung nicht reibungslos funktioniert, zum anderen eine gestörte Schmerzwahrnehmung diskutiert: Studien zeigen, dass bei Reizdarmpatienten nicht unbedingt mehr Gas/Luft/Blähungen im Bauch entstehen, sondern die Vorgänge im Darm nur schmerzhafter wahrgenommen werden, z. B. durch veränderte/gereizte Nervenenden. Je nach Typ (Verstopfungstyp oder Durchfalltyp) und individuellen Unverträglichkeiten wird die Ernährungstherapie gestaltet. Bei krampfartigen Schmerzen, v. a. im linken Oberbauch, sowie Durchfall und Verstopfung im Wechsel kann es sich auch um Divertikel handeln. Dies sind Ausstülpungen an muskelarmen Stellen im Dickdarm, die durch einen gesteigerten Druck entstehen. Ursachen sind meist jahrelange ballaststoffarme Fehlernährung mit Verstopfung und Pressen beim Stuhlgang. Komplikationen sind Entzündungen (Divertikulitis) mit bakterieller Fehlbesiedlung, was zu Erbrechen, Übelkeit, Blutungen und Stenosen (Verengungen) führen kann. Meist tritt die Erkrankung im Alter auf, wenn die Dickdarmwand schwächer wird. Ernährungstherapie besteht in einer ballaststoffreichen Kost und ausreichend Flüssigkeitszufuhr, solange keine akute Entzündung besteht. Basis bei einer Vielzahl von Beschwerden im Magen-Darmtrakt ist die leichte Vollkost, mit der sich kein direkter therapeutischer Effekt erzielen lässt. Sie soll aber zur Entlastung einzelner Verdauungsorgane oder des gesamten Stoffwechselgeschehens beitragen. Sinn und Zweck dieser Kostform ist somit die Vermeidung unspezifischer Unverträglichkeiten im Bereich des Verdauungstraktes und somit ein Ausschalten möglicher Beschwerden wie Durchfall, Völlegefühl, Schmerzen, Druck, Übelkeit, die bei Erkrankungen im Verdauungsbereich auftreten können. Sie unterscheidet sich von der “normalen” Vollkost durch Weglassen von Getränken und Speisen, die erfahrungsgemäß bei den verschiedenen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes Unverträglichkeiten auslösen. Krebs Infolge der Krebserkrankung, aber auch der Therapie, kann es zu Appetitlosigkeit und Magen-Darmbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle) und dadurch zu unzureichender Nährstoffaufnahme kommen. Untergewicht wirkt sich während der Krebserkrankung in der Regel negativ aus, z. B. durch eine eingeschränkte Immunabwehr. Wie sieht überhaupt die optimale Ernährung bei Krebs aus. Gibt es eine spezielle Diät, was ist von sogenannten Krebsdiäten zu halten. Die Ernährung bei Krebs unterscheidet sich nur geringfügig von einer normalen gesunden Ernährung. Sie kann sich aber individuell – je nach Beschwerden – sehr stark unterscheiden. Von sehr fettreich bis fettarm zum Beispiel. Wichtig ist bereits bevor sich ein deutliches Untergewicht stabilisiert, gegenzusteuern. Appetitverlust ist die häufigste Ursache für Gewichtsverlust bei Krebskranken und findet sich bei 80 % der Patienten. Manche Patienten fallen schon vor der Diagnose Krebs durch einen verminderten Appetit auf. Aber vor allem während der Therapie klagen viele Patienten über mangelnden Appetit. Diskutiert werden unter anderem eine verminderte Ausschüttung von Magensaft und Verdauungsenzymen als Folge von Geschmackveränderungen sowie eine vermehrte Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn, die Sättigung bewirken. Bei Sorgen und Schmerzen werden vermehrt Hormone ausgeschüttet, die die Appetitregulierung im Gehirn so beeinflussen, dass der Appetit sinkt. Bei einer Magenoperation geht z. B. die Fähigkeit zur Hungermeldung verloren. Eine spezielle Schonkost macht Sinn, wenn es infolge einer Chemo- oder Strahlentherapie zu Schädigungen der Schleimhaut wie Entzündungen mit Schmerzen und trockenem Mund sowie in der Folge zu Schluckstörungen kommt. Durch Operationen im Magen-Darm-Bereich oder künstliche Darmausgänge kann es zu verschiedenen Störungen wie verzögerter Magenentleerung, Kreislaufprobleme bis Unterzuckerung, Durchfällen sowie gestörter Nährstoff- insbesondere Fettverdauung mit Fettstühlen kommen. Mögliche Indikationen zu ernährungstherapeutischen Maßnahmen jeder Gewichtsverlust ungenügende Nahrungsaufnahme, d.h. weniger als 80% des Bedarfs (Ermittlung über Ernährungsprotokoll) anhaltender Durchfall, Nährstoffdefiziten Strahlentherapie im Bereich des Magen-Darm-Traktes
ernährungstherapeutische Schwerpunkte ernährungstherapeutischer Ablauf ernährungstherapeutischer Ablauf ernährungstherapeutische Kosten ernährungstherapeutische Kosten
Quelle Qualität in der Ernährungstherapie und –beratung (Quetheb):www.quetheb.de Verband der Diplom-Ökotrophologen (VDOE):www.vdoe.de Deutscher Allergie- und Asthmabund: www.daab.de Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE):www.dge.de
Nahrungsmittel-Allergie Laktose-Intolleranz Magen-Darmerkrankung Appetitlosigkeit