© Paediatricum Nord 2015
Geschichte und Grundlagen der Tiergestützten Therapie
Der
erste
Wissenschaftler,
der
den
Einsatz
von
Therapie-Begleithunden
in
der
Psychotherapie
in
den
Rahmen
öffentlicher
Diskussionen
trug,
war
Boris
M.
Levinson.
Er
hatte
in
den
Jahren
1953
bis
1961
in
Sitzungen
mit
Kindern
Hunde
eingesetzt
und
die
Erfolge
dokumentiert,
um
sie
im
Rahmen
eines
Kongresses
zu
veröffentlichen.
Der
Beginn
dieser
Entwicklung
lag
in
der
zufälligen
Entdeckung
der
Wirksamkeit
seines
eigenen Hundes auf ein Kind, zu dem er zuvor nur schwer Zugang gefunden hatte.
Von
da
an
verlief
die
wissenschaftliche
Fundierung
der
tiergestützten
Pädagogik
und
Therapie
nur
langsam
und
hat
sich
zum
Teil
erst
in
den
letzten
Jahren
entwickelt.
Der
Ausdruck
„tiergestützt“
ist
der
Versuch,
den
ursprünglich
englischen
Begriff
„pet
facilitated“
zu
übersetzen.
Die
wissenschaftliche
Erforschung
des
helfenden
und
heilenden
Einsatzes
von
Tieren
begann
in
den
Vereinigten
Staaten
und
folgte
der
praktischen
Anwendung, deren Erfolg die Wissenschaft in Erstaunen versetzte und in verschiedenen Disziplinen Forschungsinitiativen in Gang brachte.
Während
in
den
USA,
in
Australien,
Kanada
und
England
Tiere
als
therapeutische
Begleiter
bereits
seit
mehr
als
20
Jahren
u.
a.
in
Altenheimen und auf Klinikstationen aktiv sind, bestehen in den deutschsprachigen Ländern etwa seit 15 Jahren Tierbesuchsdienste.
Die Wirkung von Hunden auf den menschlichen Körper:
Hunde
haben
eine
angenehme
Wirkung
auf
den
Körper,
außerdem
sorgen
sie
für
Unterhaltung
und
Abwechslung und lenken von Wut, Zorn, Ärger und Trauer ab.
1. Sinne
Sinneswahrnehmungen
haben
eine
große
Bedeutung
für
unser
Leben,
unser
Wohlbefinden
und
unsere
gesamte Persönlichkeit. [...]
Sinneswahrnehmungen
beeinflussen
daher
nicht
nur
unseren
Körper
und
Geist,
sondern
auch
unser
Gefühlsleben.
Nach
den
optischen
sind
die
taktilen
und
olfaktorischen
Reize
von
Tieren
auch
sehr
bedeutsam,
da
sie
vor
allem
auch
schon
auf
Kleinkinder
wirken und so ihr Erfahrungsspektrum erweitern können. Der Kontakt mit Tieren stellt eine Möglichkeit dar, die Sinne der Kinder anzuregen.
Die
meisten
Kinder
suchen
Körperkontakt
zu
Hunden
und
genießen
diesen
taktilen
Reiz
auch.
Das
Berühren
und
Streicheln
eines
weichen
und
warmen
Hundefells
ist
für
viele
Kinder
angenehm.
Aber
es
gibt
auch
Menschen,
die
eine
taktile
Überempfindlichkeit
haben.
Taktile
Abwehr
ist
eine
Tendenz,
negativ
und
gefühlsbetont
auf
Berührungsempfindungen
zu
reagieren.
Diese
Reaktion
tritt
nur
unter
bestimmten
Bedingungen
auf.
In
diesem
Fall
muss
man
gut
überlegen,
wie
man
mit
dem
Hund
eine
Besserung
dieses
Problems
herbeiführen
kann.
Z.B.:
durch
die
Berührung
über
ein
anderes
Medium
wie
eine
Bürste
oder
einen
Handschuh.
Auch
der
Hörsinn
spielt
beim
Kontakt
mit
Hunden
eine
wesentliche
Rolle.
Hunde
geben
verschiedene
Laute
von
sich
und
machen
so
auf
ihre
Bedürfnisse
aufmerksam.
Kinder
können
so
lernen,
ruhig
zu werden und sich auf diese Geräusche zu konzentrieren.
2. Motorik
Der
Umgang
mit
Hunden
regt
Kinder
zur
physischen
Aktivität
an,
wobei
nicht
nur
der
direkte
Kontakt
mit
dem
Hund,
sondern
zum
Beispiel
auch
die
Pflege
sehr
viel
motorisches
Geschick
erfordert.
Die
Feinmotorik
wird
im
Umgang
mit
Hunden
durch
das
vorsichtige
Streicheln,
das
Bürsten oder das Füttern besonders geschult.
3. Kommunikation/Sprache
Die
Kommunikation
ist
ein
wichtiger
Aspekt
bei
der
Begegnung
zwischen
Kindern
und
Hunden.
Hunde
sind
sprachlich
anregend
und
so
wird
auch
der
Wortschatz
erweitert.
Durch
die
Kommunikation
mit
Erwachsenen
nimmt
auch
das
Wissen
über
Hunde
zu.
Kommunikation
mit
dem
Tier
ist
ebenfalls
eine
wichtige
Komponente:
Neben
den
Aufforderungen
und
Befehlen,
die
zur
Erziehung
und
zum
Umgang
mit
Tieren
gehören,
wird
immer
viel
mit
dem
Tier
geredet,
auch
wenn
es
um
die
alltäglichen
Verrichtungen
beim
Füttern
und
Säubern
geht.
Die
Tiere
werden
gefragt,
wie
es
ihnen
geht,
ob
es
ihnen
schmeckt,
es
wird
ihnen
erklärt,
was
gerade
getan
wird,
ganz
so,
als würden die Kinder mit anderen Kindern reden. (...)
Aber es kommt noch etwas dazu:
Den
Tieren
werden
Erlebnisse
berichtet,
Sorgen
und
Nöte
mitgeteilt.
Kinder
haben
das
Gefühl,
von
den
Tieren
nicht
bewertet
zu
werden.
Die
Tiere
hören
ihnen
uneingeschränkt
zu
und
geben
ihnen
das
Gefühl,
verstanden
zu
werden,
Beistand
zu
haben.
Alleine
das
Formulieren
ihrer
Gefühle,
das
Erzählen
ihrer
Geschichten
hilft
den
Kindern oftmals schon über emotionale Spannungen hinweg.
4. Kognitive Fähigkeiten
Kinder
lernen
im
Kontakt
mit
Hunden
den
artgerechten
Umgang,
die
Verhaltensweisen,
Fähigkeiten,
Eigenheiten
des
Hundes
und
die
spezifischen
Bedürfnisse
kennen.
Kinder
lernen
sozusagen
nebenbei,
verbunden
mit
sinnvollem
TUN.
Kinder,
die
mehr
über
Tiere
wissen,
sich
also wirklich mit deren Bedürfnissen und auch Fähigkeiten auseinandersetzen, sind eher geneigt, Tiere allgemein zu schützen.
Was Kinder von Hunden lernen können:
•
Hunde stellen keine Bedingungen
•
Hunde fördern die nonverbale Kommunikation
•
Hunde geben Selbstvertrauen
•
Hunde erziehen zur Ausdauer
Im Folgenden möchte ich paar Ideen anführen, die man in der Frühförderung mit dem Therapiehund umsetzen kann.
Motorik
•
Spazieren gehen
•
Turnen mit dem Hund: drüber steigen, unten durch kriechen, rundherum gehen
•
Verschiedene Körperhaltung des Hundes nachahmen
•
Bürsten
•
Halstuch umbinden
•
Halsband auf- und zumachen
•
Leine anhängen (Karabiner öffnen und schließen)
•
Futter aus einer Schüssel löffeln und dem Hund geben
•
Futterringe auffädeln
•
Balancieren wie der Hund auf einem umgefallenen Baumstamm
•
...
Wahrnehmung
•
Hund beobachten
•
Spielmaterial mit allen Sinnen wahrnehmen
•
Genau hören, welche Geräusche der Hund macht: atmen, hecheln,...
•
Taktile Erfahrungen am Hund: wie fühlt sich das Fell, die Nase, der
•
Bauch, die Ohren,... an?
•
Blind ertasten: wo ist das Ohr? Wo sind die Pfoten, das Halsband, o.ä.?
•
Haarspange im Fell des Hundes mit geschlossenen Augen suchen
•
Sackinhalt ertasten: Hundespielzeug, Hundekekse oder Gegenstände zur Hundepflege
•
Lagerungshilfe bei schwerstbehinderten Kindern
•
Massage mit dem (Igel)ball am Hund und am Kind
•
Gegenstände aus dem Hundealltag merken
Kognitive Entwicklung
•
Merkfähigkeit schulen
•
Memory mit Hundefotos bzw. Spielsachen vom Hund Leckerlis sortieren
•
Formen, Farben benennen
•
Hundebild beschreiben und etwas dazu erzählen lassen
•
Hundepuzzle
•
Hunderätsel (wahr oder falsch)
•
...
5. Kommunikation
•
Wortschatzerweiterung durch neue Begriffe
•
Bilderbücher
•
Fotoalbum von Kind und Hund
•
Reime
•
Sprüche, Fingerspiele
•
Geschichten
•
...